Upps www.mosaisk.com | Antisemitismus Anklage gegen Dänischer Pfarrer | Martin Hohmann | Zurück |
DIE ZIONISTEN UND NAZI-DEUTSCHLANDEINLEITUNG Obwohl viele Bücher über die barbarische Behandlung der europäischen Juden durch Nazideutschland erschienen sind, ist ein wichtiger Aspekt dieser Frage in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt: die Beziehung zwischen der zionistischen Bewegung und Nazideutschland. Informationen über dieses Thema sind zugänglich, doch bisher nicht in einer einzigen umfassenden Studie zusammengetragen worden.
Diese Untersuchung soll diese Lücke zumindest teilweise schließen.
Wegen der heiklen Natur dieses Gegenstandes und der zionistischen Tendenz, jeden nicht-zionistischen oder anti-zionistischen Standpunkt als “anti-semitisch“ zu denunzieren, ist alles Material in dieser Studie ausschließlich jüdischen Quellen entnommen. Die zitierten Autoren vertreten ein breites Spektrum von Ansichten, von extrem zionistischen bis hin zu antizionistischen mit allen möglichen Abstufungen dazwischen. Der Leser wird sich so eine genaue, objektive Meinung auf der Grundlage von Beweismaterial bilden können, das von führenden jüdischen Historikern vorgelegt worden ist.
DIE FRÜHE ZIONISTISCHE HALTUNG ZUM ANTISEMITISMUS Die zentrale These des Zionismus lautet, daß die Juden eine “Nation“ gesondert von allen anderen Nationen darstellen, und daß sie von allen Teilen der Welt nach Palästina “geführt“ werden müßten, um dort ihren eigenen Nationalstaat zu bilden. Das europäische Phänomen, das unter dem Namen “Antisemitismus“ bekannt ist, besagt, daß die Juden ein unassimilierbares, fremdes Element in der europäischen Gesellschaft sind, das aus Europa entfernt werden sollte. Der Gründer des politischen Zionismus, Theodor Herzl, war sich der gemeinsamen philosophischen Grundlage des Zionismus und Antisemitismus bewußt. Er schrieb: “Die Regierungen aller von Antisemitismus geschlagenen Länder werden lebhaft daran interessiert sein, uns bei der Erlangung der Souveränität, die wir wünschen, behilflich zu sein. “[1]
Herzl versicherte häufig in aller Unschuld, daß die Antisemiten die besten Freunde der Juden und die antisemitischen Regierungen ihre besten Verbündeten sein würden. Doch dieses Vertrauen auf Antisemiten drückte auch sehr beredt, ja erschütternd aus, wie nahe seine eigene Geistesauffassung der seiner feindseligen Umgebung war und wie eng er mit dieser “fremden“ Welt verbunden war...
“Der Antisemitismus besaß eine überwältigende Kraft, die die Juden entweder nutzen können oder von der sie verschlungen werden würden. „ In seinen eigenen Worten war der Antisemitismus “die treibende Kraft“, die für alles jüdische Leiden seit der Tempelzerstörung verantwortlich war, und sie würde die Juden weiter leiden machen, bis sie lernten, wie sie sie zu ihrem eigenen Vorteil nutzen könnten. In den richtigen Händen würde diese “treibende Kraft sich als der heilende Faktor des jüdischen Lebens erweisen; sie würde in der gleichen Weise genutzt werden wie kochendes Wasser zur Erzeugung von Dampfkraft.“[2]
Herzl handelte nach seinen Worten. Die Methoden, die er bei seinen diplomatischen Bemühungen zur Förderung der zionistischen Sache anwendete, standen im Einklang mit den von ihm verkündeten Prinzipien. Das kommt klar in seinen Annäherungsversuchen an das zaristische Rußland zum Ausdruck, das die fanatischste und grausamste Politik der Judenmassakrierung, Vertreibung und Diskriminierung verfolgte.
Obwohl Herzl niemals seinen Traum verwirklichte, eine Audienz beim Zaren zu bekommen, führte er Gespräche mit dem zaristischen Innenminister Wenzel von Plehve, der für die Durchsetzung antijüdischer Maßnahmen verantwortlich war und antijüdische Massaker wie das Kishnev-Pogrom organisierte, in dem 45 Juden getötet wurden. Plehve war “brutal genug zuzugeben, daß er nichts dagegen hatte, so viel wie möglich Juden loszuwerden;“; in der Tat sollte er zu einem „Sympathisanten“ des Zionismus werden. Herzl schlug dann vor, daß Plehve ihm einen Brief schreiben sollte, den er dem zionistischen Kongreß vorlegen würde, des Inhalts, daß die zionistische Bewegung auf die “moralische und materielle Unterstützung“ der russischen Regierung zählen könne. Plehves Brief wurde Herzls wertvollstes Besitztum. Er trug ihn immer bei sich; er zeigte ihn dem Papst. Der Mörder seines Volkes hatte ihm die Hand gegeben, sich höflich mit ihm unterhalten. War das nicht wunderbar? Für Plehve, für den Kaiser, für alle Schurken und Reaktionäre, die Europa regierten, hatte Herzl ein Standardversprechen: “der Zionismus würde alle revolutionären und sozialistischen Elemente unter den Juden auslöschen“ [3]
Im Jahre 19O3 wurde der Gründer der zionistischen Bewegung in St. Petersburg von einem anderen antisemitischen Führer, dem Finanzminister des Zaren, Graf Witte, empfangen, der ebenfalls den 2. zionistischen Plan favorisierte, die Juden aus Europa zu entfernen. Witte sagte zu Herzl: “Wenn es möglich wäre, sechs oder sieben Millionen Juden im Schwarzen Meer zu ertränken, würde ich es liebend gerne tun, doch das ist nicht möglich, deshalb müssen wir sie am Leben lassen. Doch wir ermutigen die Juden zur Emigration: wir werfen sie hinaus.“ [4]
Die wichtigsten Grundlagen für die künftigen Erfolge des Zionismus legte Herzl bei antisemitischen Kreisen in Großbritannien. Eine erhebliche Anzahl von russisch-jüdischen Flüchtlingen aus zaristischen Pogromen zogen Großbritannien als Zufluchtsort Palästina vor und enttäuschten damit zionistische Hoffnungen. Doch die Zionisten entdeckten, daß eine Anzahl von extrem rechts gerichteten Politikern in Großbritannien nur allzu bereit waren, eine bösartige Kampagne zu lancieren, die diesen unglücklichen Flüchtlingen das Asylrecht verweigerte.
Herzl gab diesen Rechtsradikalen seinen Segen und seine Unterstützung, In seiner Aussage vor der Royal Commission on Allen Immigration‚ die diese Frage in den Jahren 1902 und 1903 untersuchte, forderte Herzl, daß der Strom der Einwanderer von Großbritannien abgelenkt würde. Er schloß sich damit dem Rassisten Arnold White an, einem der führenden Theoretiker der Kampagne zur Verbannung der Juden aus Großbritannien. [5]
Ein anderer Führer dieser Kampagne, mit dem Herzl freundschaftliche Beziehungen unterhielt, war der Kolonialminister Joseph Chamberlain. In einer Rede in Limehouse, London, im Dezember 1904 attackierte Chamberlain die Politik, die die jüdische Einwanderung nach Großbritannien zuließ; gleichzeitig unterstützte er die zionistische Idee eines Judenstaates und sprach in hohen Tönen von Herzl. [6]
Der wichtigste britische Antisemit dieser Zeit im Hinblick auf seine Dienste für den Zionismus war der fanatische Judenhasser Lord Arthur Balfour. In einer Parlamentsdebatte über die Einwanderungsfrage hielt Balfour eine Rede, in der er eine sattsam bekannte antisemitische Linie vertrat. Er erklärte: “Es würde der Kultur dieses Landes nicht zum Vorteil gereichen, wenn eine ungeheure Anzahl von Leuten, durch ihr eigenes Zutun ein Volk für sich bliebe, und nicht nur eine andere Religion als die meisten ihrer Landsleute hätten, sondern auch noch untereinander heirateten. „ [7]
Herzl konnte mit Genugtuung feststellen, daß “der Antisemitismus wie ich gewachsen ist und weiterhin wächst.“ [8]
Doch die Früchte seiner Diplomatie reiften nicht zu seinen Lebzeiten. Zehn Jahre nach seinem Tode sollte der Erste Weltkrieg einen Wendepunkt in den Geschicken des Zionismus markieren, als die westlichen Alliierten die Teilung des Ottomanischen Reiches planten, das auf der Seite Deutschlands kämpfte. Palästina war damals unter ottomanischer Oberhoheit.
Während der ersten beiden Kriegsjahre setzten die Zionisten mit ihrer Politik auf beide Seiten. Das Hauptquartier der zionistischen Weltorganisation war damals noch in Berlin, und die dortigen Führer bemühten sich um eine Allianz mit Deutschland. Gleichzeitig arbeitete Chaim Weizmann, der damalige Führer der British Zionist Federation, auf ein entsprechendes Bündnis mit der britischen Regierung hin. Weizmann führte eine scharfe, energische Kampagne, bei der er um die Unterstützung reaktionärer Politiker wie Balfour, Lord Robert Cecil und des Premierministers Lloyd George warb.
Außer dem Argument, daß der Zionismus ein bequemes Mittel war, Europa von den Juden zu befreien, bediente sich Weizmann auch des imperialistischen Arguments, daß ein „jüdisches Palästina ein Sicherheitsfaktor für England sein würde, vor allem im Hinblick auf den Suez-Kanal.“ [9]
Das Ergebnis dieser diplomatischen Bemühungen war die Balfour-Erklärung vom 2. November 1917. Diese erste Charta für eine zionistische “Heimatstätte“ war also durch eine Kombination der imperialistischen Bestrebungen und antisemitischen Vorurteilen von rechtsradikalen Politikern zustandegekommen, die sie herausgaben. Es ist interessant, daß der stärkste Widerstand in der britischen Regierung von deren einzigem jüdischen Mitglied kam, Sir Edwin Montagu, der die antisemitischen Motive hinter der Politik von Balfour und Lloyd George klar erkannte. Montagu schrieb; “Ich erkläre, daß es keine Jüdische Nation gibt ... wenn den Juden erzählt wird, daß Palästina ihr Heimatland ist, wird jedes Land sofort seine Jüdischen Bürger los werden wollen und in Palästina wird es eine Bevölkerung geben, die dessen jetzige Bewohner hinaustreibt und sich alles Gute in dem Land aneignet.“ [10]
Montagus Voraussagen waren nur zu genau. In den Jahren nach der Balfour-Deklaration war der Aufstieg eines bösartigen Antisemitismus in Europa zu beobachten, der in Hitlers Massenvernichtung kulminierte. Darauf wiederum folgte die Enteignung des palästinensischen Volkes. Wie sich zeigen wird, hingen diese beiden Ereignisse eng miteinander zusammen. |
Literatur-Verzeichnis mit Quellenangaben von 01 .. 10 0l Theodor Herzl, The Jewish State (New York, 1946) p. 92.02 Hannah Arendt, The Jewish State, 50 Years After — Where Have Herzl‘s Politics Led? (article in Commentary, VoI. 1, No. 7, May 1946)03 Moshe Menuhin, The Decadence of Judaism in Our Time (Institute for Palestine Studies reprint, Beirut, 1969) pp 46-47.04 Quoted by Reuben Ainsztein, Jewish Resistance in Nazi-Occupied Eastern Europe (London, 1974) p. 151.05 Report of Royal Commission on Alien lmmigration, 1902-1903 (Cmnd. 1741 & 1742).06 Jewish Chronicle, 23 December 1904.07 Hansard, 10 July 1905, Vol. 149, Col. 154-155.08 Theodor Herzl, Diaries (Marvin Lowenthal‘s translation, New York, 1956) p. 7.09 Chaim Weizmann, Trial and Error (New York, 1949) p. 243.10 Memorandum on die Anti-Semitism of the Present Government, 23 August 1917. |